Beim abgelaufenen Doppel-Heimspieltag konnten die Essener nur am Samstag ihre selbstgesteckten Ziele erreichen und das Team aus Ilmenau mit 5:3 bezwingen – am Sonntag verpasste der amtierende Deutsche Meister einen möglichen Sieg und verlor mit 2:6 gegen Mayen-Koblenz.
Damit sind die Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung nur noch theoretischer Natur, was auch Mannschaftskapitän Roman Dietzel zugeben musste: „Heute gegen Koblenz war mehr drin, da hätten wir einfach ein wenig abgeklärter agieren müssen, unsere Chancen waren ja da. Da merkt man dann auch die Routine und die Erfahrung, die dieses Team in die Waagschale werfen kann. Den Titel können wir jetzt abhaken.“
 
Schon am Samstag gegen den Aufsteiger aus Ilmenau taten sich die Essener schwer: nach den ersten vier Partien stand es lediglich 2:2, und nachdem der letztjährige Deutsche Einzelmeister Roman Dietzel dann auch noch sein Match gegen Marco Weber knapp mit 2:3 verloren hatte, bahnte sich fast so etwas wie eine faustdicke Überraschung an. Jan Joachim und Ismail Türker konnten ihre Auftaktniederlagen dann aber souverän wieder wettmachen, so dass es vor Ende der letzten Partie knapp 4:3 für die Essener stand. Jan Eisenstein lag aber gegen Moritz Thomas schon mit 1:2 hinten, Ilmenau fehlte also nur noch ein Satz zur Sensation – Eisenstein aber blieb ruhig, spielte eine taktisch hervorragende Aufholjagd und konnte sich letztlich im alles entscheidenden letzten Satz durchsetzen, so dass er nicht nur mit einer Serie von 82 Punkten die höchste Serie spielte, sondern sein Team als Matchwinner immerhin noch im Titelrennen halten konnte.
 
Am Sonntag kam mit dem zweiten Aufsteiger aus Mayen-Koblenz dann aber ein ganz anderes Kaliber an die Essener Straße: mit dem Bundestrainer Thomas Hein und Miro Popovic standen über 30 deutsche Meistertitel und die beiden Gründer der Oberhausener Snooker Akademie im Aufgebot, daneben mit Kevin van Hove-Speltincx ein belgischer Spitzenspieler und in dem gebürtigen Essener Lukas Kleckers der wohl immer noch beste aktuelle deutsche Snookerspieler – alle Koblenzer hatten in dieser Saison bereits Serien von über 100 Punkten gespielt. Da aber auch die Essener ein starkes Team aufbieten konnten, entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit teilweise hochklassigem Snookersport auf beiden Seiten: trotzdem stand es zur Pause 1:3 gegen Essen, weil nach Dietzels Sieg gegen Popovic alle drei anderen Partien denkbar knapp verloren gingen. Ismail Türker konnte dann durch ein glattes 3:0 ebenfalls gegen Popovic auf 2:3 verkürzen, der junge Jan Joachim zog sich mit einem 1:3 gegen Lukas Kleckers noch überaus achtbar aus der Affäre, so dass an den beiden Publikumstischen Dietzel und Eisenstein ihre Partien gewinnen mussten, um wenigstens noch ein Unentschieden zu holen. In der Partie Eisenstein gegen Hein gab es dann das Kuriosum, dass Hein das Match wegen seiner Unzufriedenheit mit einer Schiedsrichterentscheidung eigentlich schon aufgegeben hatte, Eisenstein aber auf einer sportlichen Fortführung bestand – am Ende siegte Hein dann auch noch denkbar knapp mit 3:2 in einem Match, das ganz bestimmt in den nächsten Schiedsrichterseminaren behandelt werden dürfte. Dietzel lag gegen van Hove-Speltincx auch viel zu schnell viel zu deutlich mit 0:2 zurück und musste nach einer kurzen Aufholjagd im vierten Satz die Überlegenheit seines Gegners neidlos anerkennen. Erfreulich verlief noch das Wiedersehen mit dem ehemaligen Mannschaftskameraden Lukas Kleckers, der vor der aktuellen Saison zum Ligakonkurrenten gewechselt ist und heuer zum ersten Mal als Gast in dem Club gespielt hat, in dem er seine Karriere begonnne hatte. Sportdirektor Fischer augenzwinkernd: "Heute hätten wir uns ausnahmesweise mal eine kleine Formkrise bei Lukas gewünscht, aber er macht das schon klasse und hat natürlich auch nach wie vor unsere Unterstützung, auch bei der jetzt anstehenden U21-EM im März!"
 
Für ein wenig Stirnrunzeln sorgten noch die Nominierungen für die anstehenden Europameisterschaften durch die Deutsche Billard Union DBU bei den Essener Verantwortlichen. Sportdirektor Markus Fischer: „Die Entscheidungen der DBU, weder Jan Joachim noch Jan Eisenstein zu nominieren, und stattdessen die beiden Startplätze verfallen zu lassen, erschließen sich uns nicht. Die Begründungen sind mehr als dürftig. Beispiel Jan Eisenstein: er ist amtierender Deutscher Mannschaftsmeister, Dritter bei den Einzelmeisterschaften und Vize-Pokalsieger, dazu ist er in bestechender Form, hat den ersten Grand Prix der DBU in diesem Jahr gewonnen und dabei alle deutschen und internationalen Spitzenleute geschlagen. Jan Joachim ist aktueller U17-Landesmeister in einem der stärksten deutschen Landesverbände, spielt regelmäßig in der Bundesliga und war bei den letzten Deutschen Meisterschaften der Herren im Achtelfinale. Nochmal: es geht ja gar nicht gegen die, die nominiert sind – es geht darum, dass die DBU nicht alle ihr zustehenden Startplätze in Anspruch nimmt. Na ja: Trotzdem wünschen wir natürlich allen deutschen Startern viel Glück bei der EM.“
Der SC 147 Essen ist damit zum ersten Mal seit vier Jahren nicht bei der EM vertreten.
Mo Di Mi Do Fr Sa So
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31